Dienstag, 20. März 2012

Oh du heiliges Hündchen

Manchmal (aber nur manchmal) strafe ich die Vietnamesen Unwissenheit von einem anderen Stern.

Das manchmal trifft derzeit mal wieder ein.

Irgendwie hatte ich es ja bereits im Vorfeld geahnt, dass die Buchung unserer Flugreise nach Deutschland (diesmal das erste Mal mit Hund) nicht so ganz problemlos von statten gehen würde.
Selbstverständlich hatte ich recht.

Wir waren also nun etwa das vierte Mal in 3 verschiedenen Reisebüros und konnten uns mindestens ebenso viele unterschiedliche Versionen darüber anhören, ob oder wie der Vierbeiner zu befördern ist.

Der Hund ist ja als Chihuahua recht klein, was uns normalerweise die Option einräumt, ihn (quasi als Handgepäck - klingt hart, ist es sicher auch) in einer passenden Transportbox zu unseren Füssen abzustellen.
Klingt so eigentlich recht simpel und ist es für gewöhnliuch auch.
Die meisten Airlines (um nicht zu behaupten alle) haben hier klare Regelungen, was die Unterbringung und Vergütung von Tieren (egal ob gross oder klein) in ihren Fliegern anbelangt.

Bis zu einer gewissen Grösse (man könnte es Taschenratten-size nennen) steht es den Besitzern frei, ihren Schatz mit zu sich zu nehmen und alles was darüber geht, kommt in einen seperaten Bereich (nicht etwa zwischen das Gepäck, wie viele sicher vermuten) in der "Schaltzentrale" des Flugzeuges.

Was die schonendere Prozedur ist, darüber lässt sich sicherlich streiten.
Ich würde sagen, es ist von Fall zu Fall unterschiedlich und kommt auf den Charakter und die Gewohnheiten des Tieres an.

Bei King Kong würde ich ganz klar sagen, dass er nen totalen Herzkaschper bekommen würde, wenn er auf einmal ohne "Mutti" in seinem Cannel irgendwo rumstehen würde.
Der Gute sitzt ja sogar auf meinem Schoß, wenn ich mein Geschäft verrichte.
Sein neuester Sport ist, mich nicht mal noch alleine zum Einkaufen fahren zu lassen.

Noch bevor ich meine Schuhe anhab, sitzt er freudig-ungeduldig oben auf dem Fahrersitz und kuckt mich an mit seinem Blick, der so viel sagt wie: "Na, gehts endlich los?!"
Da bleibt mir im Grunde gar nichts anderes mehr übrig, als ihn vorne in meine Jacke zu setzten und mitzunehmen. Ich weiss nur noch nicht genau, wie ich das im Sommer machen werde, wenn es für eine Jacke definitiv zu heiss wird.
Tung fährt ihn ja liebend gerne auf der Schulter spazieren, aber da habe ich dann doch etwas Angst, dass etwas passieren könnte.

Aber zurück zu unserem aktuellen Problem.
In Deutschland wäre das Buchen eines Tickets und die Anmeldung für den Hund selbstverständlich wieder einmal kein Umstand. Da geht man ins Reisebüro, lässt sich einen Platz in der vordersten Reihe geben (für die Beinfreiheit) und meldet den Hund an. Fertig.
In Vietnam sieht das natürlich wieder gaaaaan anders aus.

Hier geht man ins erste Reisebüro, reserviert sein Ticket, sagt dann, dass man mit Hund reist und wird bereits ohne erwähnt zu haben, dass der Hund bei einem sitzen soll, angekuckt wie ein Pferd wenns blitzt.
"Hund? Ja, Nein,...Hund geht nicht" "Hunde werden nicht befördert".
"Ach werden sie? Im Internet steht, sie werden. Können sie mal in Hanoi bei ihrem Haupsitz anrufen und nachfragen?"
....
Kurze Zeit später: "Hund geht, aber nur im Frachtraum."
"Ah ja, tatsächlich? Im Internet steht allerdings, dass kleine Hunde auch in der Kabine fliegen können. Können sie vielleicht nochmal anrufen und das klären? Dafür muss ich den Hund nämlich im Vorfeld bei ihnen anmelden, da nur max. 2-3 Tiere pro Flug in der Passagierkabine mitgenommen werden und wer zuerst kommt, malt zuerst." (Am besten in Vietnam immer vorab über alle verfügbaren Informationen verfügen!)

Also ruft die Dame zum dritten Mal in Hanoi an.
Hanoi ändert nun auch seine Meinung und die Mitnahme in der Passagierkabine ist nun doch möglich, allerdings muss für den Hund ein seperates Ticket erworben werden, dass zudem den gleichen(!) Preis hat, wie das Ticket für meinen Mann und mich!! (Sitz wird aber deswegen trotzdem nicht für den Hund reserviert!)

Daraufhin erkläre ich der jungen Frau, dass viele Airlines Rassen minderer Grösse als Handgepäck bewerten und bis zu einer max. Kilozahl sogar unentgeldlich reisen lassen.
Alle anderen schlagen eine Pauschale von mehreren Zehn Euro auf und dass das von den Beförderungskosten von 1500€(!), die sie mir hier vorschlägt Welten entfernt liegt.

Ich spiele ihr Spiel trotzdem kurzfristig mit und trage ihr nun auf, einen Sitzplatz in einer der vordersten Reihen für mich zu buchen, damit der Cannel abgestellt werden kann und ich meine Füsse aber dadurch nicht auf meinen Schoß packen muss.
Das meint sie, sei trotz seperaten Ticket, Ticketpreis von 1500€ und einem Silber-Status beim Royal Orchid Plus (Vielflieger-bonusprogramm der Thai Air und ihren Partnern) nicht möglich, da diese Sitze für alte Menschen und Leute mit Kindern reserviert seien.

Da muss ich aber auf den letzten Flügen tierisches Glück gehabt haben, dass ich ohne meine nicht vorhandenen Kinder und meines wenig hohen Alters solche Sitze bekommen habe, meine ich zu ihr.
Sie lächelt mich ein bisschen doof-naiv-verstört an.

Ich spiele weiter:
Ob sie nun nicht die Angaben des Hundes wie Chipnummer, Impfpassnummer, Rasse und Gewicht des Tieres plus Transportbox für die Anmeldung von mir verlangen müsste?!
Wieder das Lächeln...
Sie notiert sich das ein bisschen hilflos auf einem Schmierblatt.
Was sie wohl hinterher damit tun wird?

Warum zur Hölle, habe ich nur wieder das dumme Gefühl, dass die überhaupt keine Ahnung von dem haben, was sie mir da erzählen?? :)

Ich rufe mal lieber meine Mama in Deutschland an und sage ihr, sie soll das für mich regeln.

Montag, 19. März 2012

Das Blubber-Wabber-Wetter

Derzeit ist bei uns wieder Blubber-Wabber-Wetter angesagt.
Was das ist?

Schwer zu beschreiben, wenn man es nicht kennt.
Nass auf jeden Fall...sehr nass sogar und das ganz ohne Regen!
Regnen tut es zwar trotzdem schon seit Monaten jeden Tag, aber das Blubber-Wabber-Wetter hat damit nichts zu tun. Das gibt es zustäzlich. Eine Gratiszugabe an Scheiss-ekel-Wetter sozusagen.. :)

Bei diesem Wetter ist alles klamm. Teilweise klatschnass.
Kleidung, Möbel, Wände, Decken, Böden....einfach alles ist pitsche-patsche nass.
Der vietnamesischen Name dieses Wunderwerks der Natur ist: Nồm.
Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht, ob es dafür auch eine deutsche Bezeichnung gibt, aber sollte es sie geben, bedeutet das sicherlich so viel wie "Mistwetter" oder "Drecksnässe" ;)

Die Feuchtigkeit ist dermaßen unangenehm und wenn man nicht aufpasst und nen Tick zu schnell dran ist, dann legt es einen auf den Rutschbahnen, die sich durchs ganze Haus ziehen auch mal schnell auf den Boden.
Tische, Spiegel und Fensterscheiben sind bis zur völligen undurchsichtigkeit beschlagen und die Wäsche, die zum trocknen hängt, wird trotz Trockenzeit von mehreren Tagen dann im selben nass-Zustand in den Schrank geräumt, in dem sie auch aus der Waschmaschine kam.

Wer Mittags seinen Reis nicht brav aufgegessen hat und das Abends vielleicht noch nachholen möchte, wird sich unter Umständen mit einer leckeren (oder eher weniger leckeren) Chảo (Reisschleimsuppe) begnügen müssen.
Die Leckerlies, die hier eigentlich immer überall für King Kông verstreut liegen, sind bei diesem Wetter spätestens nach 2 bis 3 Tagen völlig verschimmelt, oder zerfliessen irgendwo auf der Couch oder dem Bett.

Selbst verpackte Lebensmittel wie Tees, Müsli oder dergleichen schimmelt mit rasender Geschwindigkeit vor sich hin..

Kurzum: Ich haaaaassssssee es!!! :)
Ich hasse es wirklich so richtig! Bei dem Scheisswetter muss man sogar darauf achten, dass der Wischer staubtrocken ist, mit dem man das Haus wischt, damit er genügend Feuchtigkeit aufnehmen kann, dass man wengistens den Dreck nicht nur weiter verschmiert, sondern wenigstens für die nächsten 5 Minuten wegkriegt.

Ein kleiner Trost ist, dass dieser "Zustand" meist nicht länger als etwa 2 Tage am Stück geht und nur wenige Male im Jahr eintritt.
Aber weil die ganze Zeit schon alles anders ist, als es das für gewöhnlich wäre, haben wir dieses stinkige Blubber-Wabber-Wetter nun auch bereits seit knappen vierzehn Tagen.
Gott sei Dank wollen wir ja bald Urlaub in Deutschland machen.
Auf den freue ich mich übrigens schon wie das Schnitzel auf Weihnachten. Der letzte liegt nämlich bald ganze 3 Jahre zurück...

Hoffentlich vertrage ich diesmal die Heimische Küche besser als beim unserem letzten Schlandbesuch.
Vorgenommen habe ich es mir jedenfalls.
Ob mein Magen das auch so sieht?! :)

Montag, 12. März 2012

Die Ausländer kommen!

Unsere Gasse ist nicht sonderlich gross. Die Breite beträgt vielleicht gerade mal eineinhalb Meter oder so und umfasst in etwa 11 Häuser. -Darunter natürlich unser eigenes.

Bislang haben hier -abgesehen von mir- ausschliesslich Vietnamesen gelebt.
In 2 der Häusern ist ständig ein reges "kommen und gehen".
Kaum ist dort eine neue Familie eingezogen, zieht sie auch schon wieder aus und macht platz für neue Gesichter.
So haben wir in den letzten 2 Jahren sicherlich an die 12-13 neuen Nachbarn gekriegt.

Gestern war ich dann nicht schlecht erstaunt, als auf einmal chinesisches Gebrabbel zu hören war.
Neugierig wie ich bin, hab ich mich gleich mit King Kong auf dem Arm zur Haustüre aufgemacht um zu kucken, was da vor sich geht.

Gesehen habe ich einen strammen Chinesen mit scheinbar vietnamesischer Übersetzerin, die ihm gerade die Immobilie schräg gegenüber gezeigt hat.
Mehr konnte ich bislang zwar nicht in Erfahrung bringen, aber ich denke der Chinese von gestern hat bei einem Mietpreis von 3. Millionen Dong im Monat für ein 2 1/2 stöckiges Einfamilienhaus mit kleinem Vorgarten zugeschlagen, denn heute war schon früh morgens ziemlich viel "Renovierungslärm" zu vernehmen.

Das finde ich ganz klasse - wäre ich somit doch immerhin nicht mehr die einzige Ausländerin in der Gasse.
Ich spreche zwar kein Wort Chinesisch, aber meine Nachbarn ja auch nicht :)

Samstag, 10. März 2012

Das Ende einer Aera?!

Gerade waren wir noch unser nächtliche Runde mit King Kông.
Schon beim ersten Schritt aus unserer Gasse viel mir auf, dass das junge Ehepaar, die für einige Monate im Haus direkt neben uns gewohnt hatten, heute nicht wie üblich nachts ihre Phở-bò (eine kräftige Rinderbrühe mit Nudeln) auf dem Gehsteig gegenüber verkauft.

Das ist äusserst untypisch, denn die beiden verkaufen sonst tatsächlich 365 Tage im Jahr und selbst zu Anlässen wie Tết (dem vietnamesischen Neujahrsfest) -wo eigentlich das ganze Land still steht-, oder gar einem Todesfall in der Familie stehen die Eltern einer kleinen Tochter jede Nacht -bei Wind und Wetter- auf offener Strasse -bei schlechtem Wetter lediglich geschützt durch eine gespannte Plastikplane- und köcheln ihre Suppe.

So wie diese Zwei, verkaufen bei uns in Hải Phòng und allen anderen Städten des Landes, rund alle 50 Meter geschäftstüchtige Vietnamesen ab dem frühen Abend bis etwa 2 Uhr, teilweise aber sogar bis in die Morgenstunden hinein, ihre Gerichte an Nachtschwärmer, Schlaflose, Partygänger, Pendler, Spätschichtler oder Frühaufsteher.
Für viele Vietnamesen ist das die einzige Möglichkeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und nicht weniger viele von ihnen Leben derzeit auch davon.

Diese kleinen "Betriebe" sind meist Familienunternehmen, in denen jeder mitanpackt und alles sozusagen noch echte Handarbeit ist.
Die Grossmutter erhitzt die Kohle des kleinen Ofens, auf dem später die Suppen und Speisen stundenlang warmgehalten werden, wäscht und sortiert die Kräuter und Beilagen während die Schwiegertochter und ihr Mann beispielsweise die grossen Knochen für den Sud in handliche Stücke hacken, Geschirr, Sossen und Getränke herrichten um dann alles auf einem Wägelchen zu verstauen, dass zu Fuß an eine Strassenecke in der Umgebung gekarrt wird.
Dort wird Abend für Abend die fahrbare "Küche" aufgebaut, winzige Plastikstühlchen und Tischchen werden aufgestellt, Stäbchen, Servietten, Zahnstocher, Zitronenstückchen, Salate und Würzmittel verteilt, der riesen Kochtopf drapiert und dann können die ersten -von nicht wenigen Gästen- kommen.
Und so wie alles Abend für Abend wieder neu aufgebaut werden muss, wird es natürlich auch jede Nacht wieder abgebaut und kleinsäuberlichst auf den Handkarren geräumt, um wieder nach Hause gezogen zu werden.

Diese Strassenimbisse gehören zu jedem Stadtbild Vietnams und sind im Grunde auch so etwas wie eine Lebenseinstellung für die Leute hier.

Und nun verkündet Tùng mir -die mal wieder gar nichts mitbekommen hat- gerade auf meine verdutzte Feststellung, dass unsere ehemaligen Nachbarn heute gar nicht verkaufen, dass eben ein neues Gesetz erlassen wurde, dass das Aufstellen dieser Garküchen und Verkaufsstände nurnoch an Plätzen gestattet ist, die gewisse Kriterien erfüllen, die zumindest bei uns in der Stadt so gut wie nicht zu finden sind.
Zwar war das Ganze zuvor auch schon nicht so ganz legal, allerdings hat da die Polizei bei einem kleinen "Trinkgeld" im Normalfall noch weggeschaut und die Verkäufer weitestgehend in Ruhe gelassen.

Als ich meinte, das neue Gesetz sei vielleicht nur eine Art, dass derzeitige "Trinkgeld" etwas zu erhöhen, sagte mein Mann, dass es diesmal einer dieser Beschlüsse wäre, bei denen die Hüter des Gesetztes Anordnung haben, die Augen nicht zuzudrücken.

Finde ich richtig schade und bin in Gedanken bei den vielen, vielen Familien, die nun von einem Tag auf den anderen ohne Einkommensquelle dastehen. Wie sollen die sich und ihre Lieben denn nun ernähren?!
Ausserdem geht so gleich auch noch eine ganze Ecke von dem Gefühl der Sicherheit zu später Stunde draussen auf den Strassen verloren.
Es war doch irgendwie beruhigend, alle paar Meter eine Lichtquelle mit den vertrauten Leuten zu wissen..

Freitag, 9. März 2012

Ngày quốc tế phụ nữ - Der Weltfrauentag

Heute war mal wieder einer dieser gefühlten 50 Feiertage wie Valtentinstag, Kinderneujahr, Weltfrauentag, Tag der Lehrerin, Weihnachten usw, usw...

Diese Tage werden in Vietnam nicht mit minderen Enthusiasmus zelebriert, als bei den Amerikanern das Halloweenfest.

Zu solchen "Feierlichkeiten" legen die Vietnamesen auch wieder ihren ganzen Geschäftssinn- und Fleiss an den Tag und alle 10 Meter wird ein Blumenstand aus dem Bodengestampft.

Einzig der Einfallsreichtum lässt hier etwas zu wünschen übrig und die Spruchbänder und Glückwunschkärtchen, die auf Pralinenschachteln oder in Blumensträusse gesteckt werden sehen eigentlich genauso aus, wie die zum vorherigen Anlass, einzig dass beispielsweise die Lehrerin oder der Schatz, heute durch eine gewöhnliche Frau ersetzt wurden. :)

Zu der Zeit, als ich hier noch im Büro, zusammen mit Vietnamesen gearbeitet habe, haben wir weiblichen Angestellten von unseren männlichen Kollegen jeweils eine rote Rose erhalten.
Das fand ich eigentlich ganz schön, auch wenn ich ansonsten solche Tage für ziemlich unsinnig halte.

Ich meine Mittags kommt der liebe Ehemann eilig aus seiner Arbeit nach Hause geeilt um einem in der Mittagspause einen völlig überteuerten und ausladenden Strauss Blattwerk in die Hand zu drücken oder einem ein paar nett verpackte Dickmacher zu überreichen und ein kleines: "Fröhlichen Weltfrauentag" hervorzubringen und am späten Nachmittag steht man dann bereits -natürlich trotz dem "fröhlichen Weltfrauentag"- wieder in Küche und kümmert sich um das Essen, den Abwasch, die Wäsche und die Schularbeiten der lieben Kleinen... :)

Vielleicht geht einem das ja aber am "08/03" -wie er hier auch kurz genannt wird- leichter von der Hand... :)

Donnerstag, 8. März 2012

Von Elefantenbabys und Elfen

Gestern Abend, habe ich mich seit geraumer Zeit wieder einmal in die Unterwäscheabteilung in unserem Big-C Einkaufszentrum in Hải Phòng gewagt.
Für gewöhnlich lasse ich derartig deprimierende Ausflüge lieber sein, aber weil ich ziemlich an Gewicht verloren habe, wollte ich einen weiteren Versuch wagen und sehen, ob ich eventuell doch etwas passendes für mich finde.

Die europäischen Standards S, M, L, XL..ect werden zwar auch hier eifrig angewandt, haben aber im Grunde genommen nichts mit ihren westlichen Vorbildern gemein.
Zumindest bei Unterwäsche würde die Grösse S, was in Asien untertriebenerweise für "small" steht, einem besseren Hamsterunterhöschen gleichkommen.
M, nähert sich dann langsam und vorsichtig in etwa Kleinkinderwäsche an, L (was eigentlich ja schon "large" bedeutet) könnte in Deutschland, Frankreich oder der Schweiz vermutlich jedes magersüchtige Model auftragen und bei XL -dem "extra large"-, welches unserem Verstehen nach bereits für sehr füllige Menschen gemacht ist nähert man sich in Vietnam hingegen erst den Körperfüllungen- und Umfängen eines "normalen" Frauenhinterns an.

Ich bin nun derzeit wirklich nicht dick (rund 48 Kilo auf eine Körpergrösse von 1,67) und mache deshalb immer wieder den Fehler, hartnäckig nach Kleidungsstücken mit "S" Aufdruck zu greifen, wo ich jedes Mal betrübt feststellen muss, dass ich das Ding schätzungsweise nicht einmal über die Knöchel bringen würde, weil sicherlich nicht mehr Stoff dafür verarbeitet wurde, als Papier für ein Taschentuch verwendet wird.
Unbeirrt greife ich dann wenigstens nach dem "M" und rede mir dabei ein, dass das noch nichts heisst und nicht weiter schlimm ist. Manchmal sind die Dinger ja auch wirklich blöd geschnitten und dann kann es mir auch "drüben" mitunter passieren, dass ich diese Grösse kaufe.
Aber alles drehen, langziehen und wenden hilft nichts und ich weiss, dass diese gewöhnliche Unterhose an meinem Hintern nicht mehr verpacken würde, als ein String.
Also enttäuscht weiter zum "large", wo ich mich zunächst beschämt umsehe und mich vergewissere, dass keine der anderen Damen in der Abteilung beobachtet, nach was ich da gerade greife.
Ist die Bahn frei, wandert das -sicherlich nach wie vor- viel zu winzige Wäschestück ohne weitere Prüfung für gewöhnlich in meinen Einkaufswagen.
Das wird später an der Kasse schon peinlich genug.
Selbst eine Frau mit Traummaßen von 90-60-90 muss sich auf diese Weise vorkommen, wie ein Elefantenbaby, dass vieeel zu gross geraten, in einem Kreis von kleinen, zarten Elfen tanzt.

Bei den BH`s sieht es auch nicht sonderlich besser aus.
Wer Brüste hat, die etwas über die Umfänge einer elf- oder zwölfjährigen hinausgehen und für den somit ein A-Cup beim besten Willen keine Option ist, der muss sich mit den Sonderposten begnügen.
Das ist in etwa vergleichbar mit der Ecke in Deutschland, in der ein paar hässliche aber reduzierte Teile in übergrösse wie XL hängen, weil diese aufgrund ihrer ungewöhnlichen Grösse nicht an den Mann, -besser die Frau- gebracht werden konnten.
Die gängigen "Objekte" sind für den deutschen Frauengeschmack sowieso ein wenig zu arg gepusht.
Hier bekommt das Wort "Push up" eine völlig neue Definition.
Da kommt bei mir der Verdacht auf, dass die Dinger eine "2 in 1" (eine Zwei in Einem)-Funktion haben.
Tagsüber werden sie als Brustprothese getragen und Abends kann man sie dann abnehmen um darauf zu schlafen.
Das ist eigentlich doch ganz praktisch weil man so, wenn man über Nacht mal wonaderst schläft, sein Gästekissen immer gleich dabei hat..